Vereinsgeschichte

Das große Archiv mit vielen historischen Hintergründen und Informationen rund um die WKG.

Die Vereinsgeschichte der WKG von Kurt Wagner:


Schon im Jahre 1810 berichtete Friedrich Wilhelm Frh. von Ulmenstein im 3. Band seiner topografischen Geschichte über den Carneval in Wetzlar über das fastnachtliche Treiben in unserer Stadt. Im Gasthof zum Römischen Kaiser trafen sich Personen aus allen Ständen des Volkes, um Fastnacht zu feiern. Die Frauenspersonen trugen gesteppte Hauben - die man Matratzenhauben nannte. Sie gaben den Maskenbällen den Namen Matratzenbälle oder auch kurz Matratzen. Anzeigen in der Wetzlarer Zeitung laden ein zu Kappensitzungen und Maskenbällen. Nachweislich wird von einem großen Narrenzug in Wetzlar am 3. März 1867 berichtet.

Eine noch vorhandene Niederschrift berichtet von den Prinzen Karneval 1912-1913 und 1914. Der Karneval wurde damals von einem öffentlichen 11er-Rat ausgerichtet. Die Wetzlarer Vereine wie z.B. der Bürgerverein, die 1860 gegründete Kappengesellschaft „Wenn du das merkst!“ (später umgewandelt in „Du! Merkst du was?“), der Musikalische Verein, der Union Club - der Verein Mitternacht und andere mehr, traten als Träger auf. Während der beiden Weltkriege und der goldenen 20er Jahre, war der Karneval vermutlich nur im internen Vereinsleben bekannt.

Nach dem Jahre 1945 waren es drei Wetzlarer Traditionsvereine, die dem Wetzlarer Karneval wieder neue Impulse gaben. Der Musikalische Verein, der Erk`sche Männergesangverein und der Reit- und Fahrverein wählten 1949 ihren ersten Prinzen. Am 11.11.1951 erfolgte die Proklamation eines neuen Prinzen. Schon lange war es der Wunsch, eine eigenständige Wetzlarer Karnevalsgesellschaft zu gründen. Am 24. November 1951 waren es 22 Wetzlarer Karnevalisten, die im Hotel Kessel die WETZLARER KARNEVALSGESELLSCHAFT gründeten. Durch die Patenschaft der drei erwähnten Vereine, dem Prinzenpaar und den altgedienten Karnevalisten entwickelte sich ein gesundes, kräftiges Kind, das Dank seiner guten Pflege, sein närrisches Geschrei laut durch die Straßen unserer Heimatstadt Wetzlar erschallen lies.

Die Wetzlarer Karnevalsgesellschaft - WKG - feierte ihre erste Kampagne. Jetzt galt es, den gefassten Entschluss mit großem Eifer in die Tat umzusetzen. Mit neuen Mützen und einem grauen Frack bot der Elferrat ein neues Erscheinungsbild. Büttenredner, Gesang und Tanzgruppen waren mit einer zünftigen Blaskapelle die Garanten für den Erfolg. Beginnend am 11.11., als Herrensitzung mit der Wahl (später Proklamation) des Prinzen, und gleich im neuen Jahr der Damensitzung mit Proklamation der Prinzessin ging das Narrenschiff auf große Fahrt. Die Akzeptanz in der Bevölkerung war so groß, dass bei den Fremdensitzungen nicht immer alle Kartenwünsche erfüllt werden konnten.

Der kleine Zug am Samstag mit Schlüsselübergabe und Machtübernahme der Tollitäten am Rathaus mobilisierte die Wetzlarer Narren zum großen Karnevalszug am Fastnachtssonntag. Tausende von Besuchern kamen aus Nah und Fern. Die Zug- und Wagenbauer in der nur dürftig beheizten Sixt-von-Armin-Kaserne hatten ihren großen Tag. Nicht immer, aber immer öfter endete das große Ereignis mit einem Riesenfeuerwerk hoch über der Stadt. Wetzlar war fest in der Hand der Narren. Auch zum Prinzenball am Rosenmontag konnten, wegen Überfüllung, nicht alle Besucherwünsche erfüllt werden. Mit dem närrischen Frühschoppen am Fastnachtsdienstag dankte die WKG noch einmal allen Aktiven und Gönnern mit der Überreichung des Jahresordens. Prinz, Prinzessin und Hofstaat hatten ihren letzten Auftritt im vollen Ornat. Das große Engagement aller Aktiven endete am Aschermittwoch mit der Scheidung des Prinzenpaares. Die Kampagne ist tot - es lebe die neue Kampagne.

Im Laufe der vielen Jahre gab es immer wieder Höhepunkte in der WKG. Die WKG ist stolz, in jeder Kampagne (Ausnahmen bestätigen die Regel) ein Prinzenpaar zu proklamieren. Bis 1960 kamen Prinz und Prinzessin aus verschiedenen gut bürgerlichen Häusern. 1961 und 1968 wurden die ersten Ehepaare als Prinzenpaar am 11.11. (Sitzung mit Damen) proklamiert. Die frühere Scheidung wurde durch ein fröhliches Heringsessen am Aschermittwoch mit Verabschiedung des Prinzenpaares, mit vielen Dankesworten zu einem neuen Höhepunkt der WKG-Familie.

In der Kampagne 1960/61 wurde ein Wunsch zur Realität. Die Prinzengarde der WKG wurde gegründet. Die in schmucken Uniformen gekleideten jungen Männer waren im Saal und im Straßenkarneval bei allen Narren sehr beliebt. Bald wurde die Garde mit den Zeremonienmeisterinnen, einer weiblichen Tanzgarde und den Kadetten mit ihren Auftritten zu echten Höhepunkten bei allen Veranstaltungen. Unter der Patenschaft der Prinzengarde wurde den Bewohnern der Florentine mit dem Besuch der Tollitäten ein karnevalistischer Nachmittag geboten. Die herzliche Aufnahme ist heute noch für jeden, der dabei war, ein nicht zu vergessenes Ereignis.

In der Kampagne 1959/1960 hatte die WKG mit Paul Eckhard, Dr. Erich Pfeiffer, Hans-Günter Weber und Dr. Wilhelm Schmidt ihre ersten Ehrensenatoren ernannt. Wetzlarer Geschäftsleute, wohlwollende Politiker, Freunde der Bundeswehr und Freunde unserer Partnerstädte, sowie Narren, die nicht immer im Rampenlicht standen aber vieles möglich gemacht haben, bildeten den Stamm der Ehrensenatoren. Heute hat sich der Kreis der Ehrensenatoren um langjährige Aktive und ehemalige Amtsträger erweitert.

In unseren Partnerstädten wurde der Wetzlarer Karneval durch viele Besuche des Vorstandes, des Elferrates, vieler Prinzenpaare, der Prinzengarde und des Fanfarenzuges des Prinzen zu noch nicht gekannten Höhepunkten. In Berlin-Neukölln war der erste Auftritt eines Wetzlarer Prinzen, dem bald die schönen Tage in Avignon, Siena und Schladming folgten. Mit begeistertem Beifall wurde die Teilnahme unserer Partnerschaftsfreunde am großen Karnevalszug in Wetzlar aufgenommen. Aus Avignon die adretten Majoretten, aus Colchester die Moris-Men und die wechselnde Besatzung des Minenjagdbootes Wetzlar. Heute wird die Tradition mit Besuchen der Narren und des Musikzuges aus unserer Partnerstadt Ilmenau erweitert. Freude und Frohsinn verbindet die Menschen.

Im Jahre 1968 veranstaltete die WKG mit dem Magistrat der Stadt Wetzlar den ersten Seniorennachmittag. Die strahlenden Gesichter, die ungezwungene Freude und der nicht enden wollende Beifall beim Einzug des Prinzenpaares mit Gefolge und dem gebotenen Programm waren für die Senioren unserer Stadt ein echter „Feiertag“. Alle Mitwirkende spürten, daß die Helaurufe aus dem Herzen kamen. So schön kann Karneval sein! Heute können wir die Aktiven von damals als treue Gäste im Saal wieder erkennen. Es kommen Erinnerungen und Freude auf. „Wie die Alten sungen, so zwitschern auch die Jungen!“. Wer einmal einen Kinderkarneval im großen Saal des Wetzlarer Hofes miterlebt hat, dem klingen heute noch die Helau-Rufe und Schreie der begeisterten Kinder im Ohr. Singen und Tanzen in den buntschimmernden Kostümen wurden von den knallenden Salven aus den Feuerwaffen der Cowboys und Indianern unterstützt. Beim Einzug der Tollitäten mit Hofstaat gab es kein halten mehr. Muttis, Omas, Opas und Väter gingen mit Ihren Kindern nach Hause, die den Fastnachtssonntag kaum erwarten konnten.

Der erste Höhepunkt in den Kampagnen von 1965-1981 waren die Fremdensitzungen als geschlossene Veranstaltungen für den „Bund der Hirnverletzten“ mit der Neurologischen Klinik Braunfels. Der jubelnde Beifall der Patienten aus allen Teilen Deutschlands war der Dank an die Aktivisten. Freude und Frohsinn ließen unsere Gäste ihr Schicksal für wenige Stunden vergessen.

In der Kampagne 1987/88 wurde das farbenfrohe Bild von Mützen, Uniformen, gelben und roten Jacken um einen grünen Farbtupfer erweitert. Verdiente Mitglieder der WKG wurden zu Senatoren ernannt. Sie sind heute eine starke Gruppe von Aktiven, die mit großem Eifer in Ihrer Freizeit der WKG bei allen Ereignissen zur Verfügung stehen. Mit ihren grünen Jacken sind sie leicht im Trubel der Narren zu erkennen. Der Förderverein (1969) des Wetzlarer Karnevals und der Verein Fastnachtsmuseum (1987) halfen, die Tradition und das Brauchtum des Karnevals nach besten Möglichkeiten zu unterstützen. Für die Saalrequisiten und die Zugwagen wurde ein Grundstücks mit Halle in Schöffengrund-Laufdorf gekauft. Viele großzügige Gönner und eifrige Helfern machten diesen wichtigen Schritt in der Vereinsgeschichte möglich. Die WKG hatte endlich ein eigenes zu Hause.

Wohl eine der größten Entscheidungen in der WKG war der Kauf einer größeren Halle in der Stadt (1999), auf dem Gelände der ehemaligen Sixt-von-Armin-Kaserne. Mit geduldigen Verhandlungen der zuständigen Stellen und der Stadt war es möglich geworden. Der neugegründete Hallenmannschaft gelang es, mit unermütlichem Fleiß und günstiger Verhandlungstaktik innerhalb kurzer Zeit die neue Halle für viele Zwecke nutzbar zu machen. Der sich immer erweiternde Fundus beansprucht seinen Platz. Es gibt noch viel zu tun. Packen wir es auch mit unsrer Hilfe, wie die auch sei, kräftig an. Einer der Pfeiler in der WKG ist die Nachwuchsarbeit. Viele fleißige Hände sind bereit, unzählige Stunden zu opfern, damit das alte Brauchtum des Karnevals in unserer Stadt erhalten bleibt.

Ganz besonderer Dank gilt den Damen in unserer Gesellschaft. Nicht nur, dass sie ihren Männern die Zeit für die WKG geben, nein, auch selbst ergreifen sie die Mitwirkung bei vielen aktiven Erfordernissen. In der Kampagne 1998/1999 hatten sie aus eigenen Ideen mit viel Mut zum Neuen die erste närrische Sitzung nur für Damen präsentiert. Es war ein voller Erfolg. Ein dankbares >Macht weiter so!< hatte sie zu neuen Taten ermuntert. Auf die WKG kann man in unserer Heimatstadt als Träger des heimischen karnevalistischen Brauchtums nicht mehr verzichten.

Merke: Es lohnt sich in der WKG zu sein!
Erinnerungen in einigen Bildern:

Ehemalige Prinzen Tanzgarde der WKG
Ehemalige Prinzen der WKG Die Tanzgarde der WKG auf der Bühne
Tanzgarde der WKG Tanzgarde der WKG
Die Tanzgarde der WKG bei ihren ersten Auftritten Der erste Einsatz der Tanzgarde auf dem Karnevalsumzug